Die folgende Geschichte ist in der Eiskarte des Cafés "Ciao" am Markt in Hattersheim abgedruckt. Das Eis beim Leo ist übrigens sehr zu empfehlen!

 

 

 

SPATZ

 

 

 

 

 

Es ist Pfingstsonntag um die Mittagszeit. Die meisten Menschen sitzen wohl am Festtagstisch. Ich sitze vor dem Eiscafé Ciao und genieße sanfte Sonnenstrahlen. Ich trinke meinen Cappuccino. Ich bin der einzige Gast … - oder nicht?

 

Da sind drei von den selten gewordenen Spatzen. Sie hüpfen äugend zwischen Tischen und Stühlen umher, picken hier und picken dort.

 

Spatz Nummer drei verhält sich plötzlich merkwürdig. Was macht er denn? Er schiebt seine rechte Wange über das Pflaster. Ich schaue verwundert seinem Treiben zu und entdecke einen völlig platt getretenen Keks, den er mit seinem flachgelegten Schnabel streifenweise in sich hinein schiebt.

 

 

 

Spatz muss sich nur zu helfen wissen!

 

 

 

 

 

 

 

LEBENDIGER GARTEN

 

 

30°C im Schatten. Auch heute ist es unerträglich heiß. Die Büsche lassen die Blätter hängen, die Hortensien versuchen ihre schweren Köpfe zu halten. Trockenes Laub liegt auf dem verdorrten Rasen. Alles wirkt tot. Es raschelt aber im Efeu und im Jasmin. Amseln scharren im trockenen Moos. Einige Meisen springen im Geäst und picken Insekten von den Unterseiten der Blätter. Marienkäfer-Larven krabbeln über den Tisch. An der hohen Backsteinmauer am Ende des Gartens sitzt ein Buntspecht und sucht die Ritzen nach Motten und anderen schmackhaften Schnabelhappen ab. Geschäftige Ringeltauben brechen Reisig aus dem Haselstrauch, um ein Nest für die dritte Brut in diesem Jahr zu bauen. Eine Elster springt auf das Dach der Hütte, mustert die Umgebung und beäugt mich aufmerksam. Da ich mich ruhig verhalte, sieht sie in mir keine unmittelbare Gefahr. Sie fliegt zur Vogeltränke und labt sich an warmem Wasser. Es ist sicher nicht sonderlich erfrischend. Kurz zuvor hatte ich dort eine Wespe vor dem Ertrinken gerettet. Eine große Libelle schwirrt wie ein Hubschrauber zwischen den Bäumen umher. Hoch oben am blauen Firmament schreit ein Bussard und zieht seine Kreise.

 

Die Eichhörnchen waren schon vorher zum Nüsse sammeln im Baum.

 

Ich sitze träge in einem Gartenstuhl und werde von einer jungen Ratte überrascht. Sie kommt aus Nachbars Garten und schlüpft durch den Maschendrahtzaun. Vom Mäuerchen springt sie mit wenigen Hopsern über den Boden, macht einen Kopfsprung in den Teich und durchschwimmt ihn. Am anderen Ende schießt sie ans Ufer und verschwindet im Efeu, das hier über den Boden kriecht.

 

 

 

Nach einer Weile gehe ich nun in den hinteren Teil des Gartens, um ein paar Kräuter für den Salat zu pflücken. Da platscht etwas in den kleinen Teich. Es hätte ein Fisch sein können, der in die Tiefe taucht. Es gibt aber keine Fische darin, weil ein Reiher sie vor einigen Jahren herausgefischt hatte. Ich bleibe wie angewurzelt stehen. Jetzt will ich wissen, was sich da einem Badevergnügen hingibt. Ich brauche etwas Geduld. Die Ratte kommt aus dem überwucherten Uferbereich und schwimmt genüsslich umher. Sie bemerkt mich nicht. Am gegenüberliegenden Ufer steigt sie auf einen Holzscheit und putzt sich. Nun bewege ich mich, und sie ist verschwunden.

 

 

 

Ich bin glücklich über mein kleines Biotop inmitten der Stadt.

 

 

 

 

Erst wenn die Menschen die Würde ihrer eigenen Spezies

 

und die Würde der Tiere und die der Natur achten

 

      dann dürfen sich die Menschen als Krone der Schöpfung sehen.